Die 1928 gegründete Schachgesellschaft Riehen (SG Riehen) gehört seit den 1980er-Jahren zu den erfolgreichsten Sportvereinen Riehens. 2023 wurde die SG Riehen erstmals Mannschaftsschweizermeister. Der Verein erhielt für seine Erfolge zweimal den Sportpreis der Gemeinde 2011 und 2023.
Am 23. Februar 1928 gründeten zehn Riehener Schachfreunde in der Rössli-Kaffeehalle die Schachgesellschaft Riehen. Die Initiative ging vom damals 23-jährigen Geometer Willy Fackler aus, der von 1948 bis 1958 den Verein auch präsidierte. Nach der Rössli-Kaffeehalle dienten im raschen Wechsel die Riehener Gasthäuser Feldschlösschen, Schlipferhalle, Winter, Sängerstübli, Lindenhof, Landgasthof und Niederholz als Vereinslokal. Erst der Umzug in das ‹Haus der Vereine› im Herbst 1983 setzte der stetigen Wanderschaft ein Ende.
1938 zählte die SG Riehen bereits 60 Mitglieder, doch gab es wie bei vielen anderen Vereinen während des Zweiten Weltkriegs Probleme: Aufgrund der Abwesenheit vieler Vereinsmitglieder infolge des Aktivdiensts litt der Spielbetrieb, konnte aber immer aufrechterhalten werden. 1947 trat die SG Riehen dem nationalen Dachverband, dem Schweizerischen Schachverein, bei.
Anlässlich des 25-jährigen Bestehens veranstaltete die SG Riehen 1953 ein Jubiläumsturnier mit 80 Teilnehmenden und eine Simultanpartie mit dem jugoslawischen Grossmeister Petar Trifunovic.
In den Sechzigerjahren kam es zu einem grossen Aufschwung, der sich in einer regen Wettkampftätigkeit äusserte. 1960 fand eine Simultanpartie mit dem österreichisch-argentinischen Grossmeister Erich Eliskases statt. 1963 organisierte der Verein zu seinem 35. Geburtstag ein internationales Stundenturnier mit fast 250 Teilnehmenden. Im November 1968 – zum 40-Jahr-Jubiläum der SG Riehen – hielt der dänische Grossmeister Bent Larsen, damals zusammen mit Bobby Fischer der stärkste Schachspieler der westlichen Welt, einen Vortrag und spielte anschliessend eine Simultanpartie. 1970 führte die SG Riehen die Schweizer Einzelmeisterschaften durch.
Die Basis zum weiteren steten Aufstieg legte die SG Riehen 1965 und in einem zweiten, erfolgreicheren Anlauf im Januar 1969 mit der Gründung einer eigenen Jugendschachgruppe. Schon zwei Jahre später fand in Riehen die Schweizer Juniorenmeisterschaft statt. Seither fördert die SG Riehen konsequent den Schachnachwuchs. Aus der eigenen Jugendgruppe gingen immer wieder starke Spieler hervor. Der bekannteste ist der FIDE-Meister Matthias Rüfenacht, der sich an wichtigen Turnieren und Wettkämpfen hervorragend schlug. Im Fernschach erlangte er sogar den Titel eines Grossmeisters des Weltschachbunds.
1980 konnte die SG Riehen im Rahmen der Schweizerischen Mannschaftsmeisterschaft zum ersten Mal in der Nationalliga A antreten, 1982 gewann sie den Teamcup. Nach der Relegation in die Nationalliga B konnte der Verein 1992 erneut in die NLA aufsteigen. Später pendelte er zunächst zwischen den beiden höchsten Ligen hin und her.
Anlässlich des 75-jährigen Bestehens der SG Riehen bestritt der frühere Weltmeister Anatoli Karpow am 21. August 2003 eine Simultanpartie in Riehen. Mehrfach fand der traditionelle Nordwestschweizer Schachtag im Saal des Landgasthofs in Riehen statt.
Seit 2003 spielt die SG Riehen ununterbrochen in der NLA und landete regelmässig auf einem Podestplatz. 2011 erreichte sie den zweiten Platz und wurde dafür von der Gemeinde Riehen mit dem Sportpreis ausgezeichnet. Nach mehreren weiteren Podestplätzen wurde die SG Riehen 2023 erstmals die Schweizer Mannschaftsmeister. Sie gewann dabei alle neun Matches der Saison. Dafür erhielt sie zum zweiten Mal den Riehener Sportpreis.
Die SG Riehen zählt im Oktober 2022 gegen 70 Aktive (davon vier Frauen) und rund 30 Jugendliche (davon fünf junge Frauen). Sie stellt in der Mannschaftsmeisterschaft fünf Mannschaften in allen Kategorien, von der Nationalliga A bis zur 4. Liga.
Autorin / Autor: Robert Stritmatter | Zuletzt aktualisiert am 16.5.2024
RIE A.1 350.9.4 / 22a–b
RIE A.1 351.1.4 / 27d
Hobi, Urs: Schachgesellschaft Riehen: Ein rüstiger Siebziger. In: Jahrbuch z’Rieche 1998. S. 158–163.
Spriessler-Brander, Rolf: Der Erfolg der strategischen Denker. In: Jahrbuch z’Rieche 2012. S. 136–141.
Jenny, Fränzi und Chris Gugger: Baselexikon. Basel 2001. S. 407f.