Erica Schnell, geboren und aufgewachsen in Basel, wurde nach einer Ausbildung an der Gewerbeschule in Basel Kunstmalerin und Plastikerin. Ab 1980 lebte sie zusammen mit ihrem Mann Peter Stettler in Riehen.
Tochter des Karl Schnell und der Klara, geborene Müller. Heirat 1961 mit Peter Stettler (Kunstmaler und Gewerbeschullehrer; 1939–1998). Keine Kinder.
Erica Schnell wurde am 18. März 1940 in Basel geboren. Nach dem Schulabschluss und einer Ausbildung als Sekretärin besuchte sie von 1957 bis 1960 an der Kunstgewerbeschule Basel Kurse bei Martin A. Christ, Walter Bodmer und Gustav Stettler. Nebenher arbeitete sie Teilzeit als wissenschaftliche Zeichnerin am Institut für Ur- und Frühgeschichte in Basel und jobbte gelegentlich als Fotomodell.
An der Kunstgewerbeschule wurde ihr Lehrer Gustav Stettler auch in persönlicher Hinsicht zur wichtigen Bezugsperson. Dank ihm lernte sie dessen Sohn Peter kennen, der sich zur gleichen Zeit wie sie an der Gewerbeschule ausbilden liess und dort später wie sein Vater Zeichenlehrer wurde.
1960 bezogen Erica Schnell und Peter Stettler eine gemeinsame Wohnung mit Ateliers an der Mittleren Strasse 105, dem Haus des Künstlers Gian Casty, am 28. April 1961 heirateten die beiden. 1967 verbrachte Erica Schnell mit ihrem Mann mehrere Monate an der Cité Internationale des Arts in Paris. Sie war Aktivmitglied der Gesellschaft Schweizerischer Malerinnen, Bildhauerinnen und Kunstgewerblerinnen (GSMBK), Sektion Basel, und der Basler Künstlergesellschaft.
1980 zogen Erica Schnell und ihr Mann von Basel nach Riehen in das ehemalige Wohn- und Atelierhaus von Numa Donzé an der Paradiesstrasse 4, in dem zuvor während zehn Jahren Ericas Schwiegervater Gustav Stettler den grossen Atelierraum benutzt hatte.
Nach dem frühen Tod von Peter Stettler im Jahr 1998 lebte Erica Schnell als Witwe allein im Haus. Aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen wurde sie später in ein Riehener Pflegeheim verlegt, wo sie nach langer Krankheit am 3. November 2019 starb. Sie wurde mit ihrem verstorbenen Mann, ihren Schwiegerelten und ihrer Mutter in einem Gemeinschaftsgrab auf dem Friedhof am Hörnli bestattet.
Nach ihrem Tod wurden die mit ihrem Mann gemeinsam aufgebaute ethnografische Sammlung veräussert und die künstlerischen Nachlässe der beiden aufgelöst: Das meiste wurde entsorgt, ein Teil gelangte in den Kunsthandel, ein Restbestand wurde 2022 dem Archiv Regionaler Künstler:innen-Nachlässe ARK Basel übergeben. In diesem sind aber aber nur wenige Werke von Erica Schnell enthalten.
Auch wenn Erica Schnell zu Lebzeiten mehrfach in Galerien ausstellen konnte und von 1969 bis 1982 regelmässig an den Weihnachtsausstellungen in der Kunsthalle Basel und später auch an Gruppenausstellungen in Riehen vertreten war, ist ihre künstlerische Hinterlassenschaft nicht annährend so bekannt wie diejenige ihres Mannes oder ihres Schwiegervaters. Dabei zeichnet sich ihr Werk durch eine hohe Eigenständigkeit und Stringenz aus. Sie schlug schon früh den Weg vom Gegenständlichen in Richtung Abstraktion ein und löste sich damit ganz von ihren frühesten Werken – Bildnissen, die sie in der Manier von Gustav Stettler malte. Sie vollzog damit ihre Emanzipation vom Lehrer radikaler als ihr Mann Peter Stettler.
Zur bestimmenden Inspirationsquelle für ihre Ölbilder und Aquarelle wurden Landschaften mit Baum- und Häusergruppen, deren Umrisse und Formen sie in rhythmische Liniengefüge und geometrische Farbflächen übersetzte. Damit übertrug sie auf den Betrachter, wie es die Kunsthistorikerin Dorothea Christ formulierte, «das Miterleben eines klaren Motivkonzepts, das auch Bewegung, Luft, Raum und Wandel des zu Grunde liegenden Naturthemas beinhaltet».
1975 entstanden erste Plastiken aus Eisendraht, in denen Erica Schnell die Strichstruktur ihrer Landschaften in dreidimensionale luftige Liniengeflechte übersetzte. Eine eigene originelle Werkgruppe stellen ferner ihre Fächerbilder dar, bei denen sie aufgetrennte Kaffeefilter als Malgrund für abstrakte Landschaften verwendete.
Autorin / Autor: Tomas Lochman | Zuletzt aktualisiert am 24.2.2025
Christ, Dorothea: Peter Stettler. Erica Schnell Stettler. Eine Künstlerfamilie in Riehen. In: Jahrbuch z’Rieche 1993. S. 98–109.
Gesellschaft Schweizerischer Malerinnen, Bildhauerinnen und Kunstgewerblerinnen, Sektion Basel (Hg.): gsmbk Basel. Basler Künstlerinnen gestern und heute, 1923–1990. Basel 1991. S. 164f.