Walter Strub war als kantonaler Gewerbeinspektor massgeblich für den Ausbau der Arbeiterschutzgesetze verantwortlich. Zunächst engagierte er sich politisch als Sozialdemokrat, später als Mitbegründer der Kommunistischen Partei der Schweiz (KPS).
Sohn des August Strub (Sekundarlehrer) und der Hortensia, geborene Lauffer. Heirat 1908 mit Margrit Saxer. Drei Söhne, der jüngste ist der Basler Grafiker und Künstler Heiri Strub.
Walter Strub besuchte die Primarschule in Riehen, danach das Gymnasium in Basel. Nach der Maturität studierte er an der Universität Basel Astronomie und Meteorologie. Sein Studium schloss er 1909 mit einer Dissertation ‹Über die Temperaturverhältnisse von Basel› ab. Strub betrieb in seinem Garten in Riehen eine Wetterstation und betreute bis zu seinem Tod die Wetterkolumne in der Basler ‹National-Zeitung›.
1910 wurde Walter Strub vom Basler Regierungsrat zum kantonalen Gewerbeinspektor gewählt. In dieser Funktion setzte er sich insbesondere für die Arbeiterschutzgesetze und die Sozialfürsorge ein: Aus seiner Feder stammt das erste Arbeitszeitgesetz der Schweiz von 1920, das in Basel die 48-Stunden-Woche einführte und die tägliche Arbeitszeit auf achtdreiviertel Stunden beschränkte. Dank des von ihm ausgearbeiteten kantonalen Feriengesetzes hatten die Basler Lehrlinge ab 1932 Anrecht auf zwei Wochen Ferien und Ausgebildete auf sechs bezahlte Ferientage.
Strub war zeitlebens politisch aktiv: 1905 trat er in die Sozialdemokratischen Partei der Schweiz (SP) ein, die sein Vater mitbegründet hatte. Er war von 1914 bis 1923 Mitglied des Grossen Rats Basel-Stadt. 1921 wechselte Strub in die von ihm mitbegründete Kommunistische Partei (KP) der Schweiz, worauf er 1923 sein Amt als Grossrat verlor. 1938 wurde er abermals in den Grossen Rat und dort zum Statthalter (Vizepräsident) gewählt. In seiner Wohngemeinde Riehen gehörte er von 1924 bis 1932 und von 1936 bis 1938 dem Weiteren Gemeinderat an. Er war zudem ein aktives Mitglied und viele Jahre Zentralpräsident des Sozialdemokratischen Abstinentenbundes der Schweiz (1921 umbenannt in Sozialistischer Abstinentenbund der Schweiz).
Strub war als Grossrat und in seiner Funktion als Gewerbeinspektor in zahlreichen Ämtern tätig: Von 1910 bis 1919 war er Zivilrichter, von 1912 bis 1921 Sekretär des Einigungsamts und von 1920 bis 1926 in der Inspektion des Mädchengymnasiums. Von 1920 bis 1923 war er Mitglied des Bankrats der Basler Kantonalbank und gehörte von 1918 bis zu seinem Tod der Rheinschifffahrtskommission an. Seit der Gründung der Schweizerischen Mustermesse 1923 war Strub Verwaltungsrat und von 1926 bis zu seinem Tod Mitglied der Gewerbeschulkommission.
Sein Übertritt in die KPS brachte Walter Strub berufliche Nachteile: Der Regierungsrat massregelte ihn dafür und drohte ihm mit Entlassung aus dem Staatsdienst. Gleichzeitig wurde Strub polizeilich überwacht.
Mit seiner Familie nahm er sozialistische und kommunistische Flüchtlinge aus dem nationalsozialistischen Deutschland und dem faschistischen Italien auf. Dies brachte ihm 1933 eine Rüge des liberal-konservativen Regierungsrats Carl Ludwig ein. 1936, bei Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs, reiste Strub nach Barcelona, um sich vor Ort ein Bild zu machen.
Letztlich blieben alle diese Aktivitäten ohne handfeste Konsequenzen. Wohl nicht zuletzt, weil Walter Strub am 8. Juli 1938 in Riehen nach kurzer Krankheit überraschend starb.
Autorin / Autor: Franziska Schürch | Zuletzt aktualisiert am 6.1.2024
Die Temperaturverhältnisse von Basel. Basel 1910. (Diss. Basel).
Der Einfluss des Elternhauses auf die Lehre. Basel 1931.
Ist der obligatorische Werkstattunterricht an den Gewerbeschulen notwendig oder überflüssig? Mit bes. Berücks. d. Verhältnisse in d. Städten Basel, Zürich und Bern. Bern 1937.
Strub, Walter (1882–1938). Dokumentensammlung: 1 Mappe.
Archiv der Familie Strub, Riehen: PA 901.
Sammlung biografischer Zeitungsausschnitte
Ammann, Ruth: Strub, Walter. In: Historisches Lexikon der Schweiz. URL: www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D28320.php (15.05.2022).
Lanfranchi, Corinna: Unbeirrt. Heiri Strub – ein Leben zwischen Kunst und Politik. Basel 2008.
Rauber, André: Formierter Widerstand. Geschichte der kommunistischen Bewegung in der Schweiz 1944–1991. Zürich 2003. S. 786f.
Studer, Brigitte: Un parti sous sous influence. Le Parti communiste suisse, une section du Komintern, 1931 à 1939. Lausanne 1994. S. 711.
Vögelin, Hans Adolf: Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart (1789–1970). In: Bruckner, Albert et al.: Riehen – Geschichte eines Dorfes. Riehen 1972. S. 319–400, hier S. 354.