Theobald Singeisen war der erste studierte Arzt von Riehen und betrieb an der Baselstrasse 31 eine eigene Arztpraxis und eine Apotheke.
Sohn des Johannes Singeisen (Landwirt; 1737–1799) und der Barbara, geborene Wenk (1739–1804). Erste Heirat 1790 mit Augusta Maria Sophia Hitzig (1770–1858; Ehe geschieden). Zweite Heirat 1795 mit Katharina Barbara Bürgelin (1768–1808). Fünf Kinder aus zweiter Ehe.
Theobald Singeisen wurde am 13. März 1764 als Sohn einer wohlhabenden Bauernfamilie in Riehen geboren. Die Riehener Bevölkerung stand damals noch unter der Leibeigenschaft der Stadt Basel. Daher war es Singeisen untersagt, das Gymnasium oder die Universität in Basel zu besuchen. Er lernte stattdessen Französisch in Montbéliard, besuchte das ‹Pädagogium› (Vorbereitungsschule für das Gymnasium) in Lörrach und absolvierte in Basel eine dreijährige Lehre zum Landchirurgen. Anschliessend studierte er zuerst Chirurgie in Strassburg, dann ‹Arzney-Wissenschaft› in Erlangen, wo er 1786 mit einer Dissertation über Augenkrankheiten promovierte. Singeisen erwarb damit als erster Bürger von Riehen einen Doktortitel.
Nach bestandenem Examen zum Landchirurgen in Basel war er berechtigt, als Chirurg zu arbeiten und Medikamente zu verordnen. In der Folge eröffnete er an der Kirchstrasse 1 (heute Baselstrasse 31) in Riehen seine eigene Praxis.
Der Kleine Rat von Basel sprach Singeisen 1788 von der Leibeigenschaft frei und überreichte ihm für seine Verdienste eine ‹Jubel-Medaille›.
1790 heiratete Theobald Singeisen Augusta Maria Sophia Hitzig. Die Ehe blieb kinderlos und wurde vier Jahre später wegen erzwungenen Ehebruchs der Frau geschieden. Singeisen heiratete am 19. Februar 1795 erneut. Seine zweite Ehefrau Katharina Barbara Bürgelin (1768–1808) brachte fünf Kinder zur Welt.
Singeisen wirkte im Ausschuss der Gemeinde Riehen und setzte sich während der Basler Revolution für die Gleichstellung der Land- und Stadtbevölkerung ein. Er sass zudem von 1798 bis 1802 im Kantonsgericht, später auch im Grossen Rat, der ihn ins Appellationsgericht wählte. Sein jüngerer Bruder Philipp war von 1802 bis 1803 Präsident der Riehener Munizipalität und von 1816 bis 1818 Gemeindepräsident von Riehen.
Theobald Singeisen starb am 8. Juli 1804 in Riehen.
Autorin / Autor: Luzia Knobel | Zuletzt aktualisiert am 18.7.2024
Dissertatio de ophtalmia a vitie ventriculi. Erlangae 1786.
Nachruf von Theobald Singeisen: STA LA 1804 07 11.
Gerichtsarchiv U 114, p. 401–404.
Daems, Willem F.: Doktor Singeisens Hausapotheke. In: Jahrbuch z’Rieche 1988. S. 35–39.
Teutsch, Friedrich: Theobald Singeisen – vom Bauernbub zum gelehrten Arzt. In: Jahrbuch z’Rieche 1988. S. 19–34.
Kaspar, Albin et al.: Häuser in Riehen und ihre Bewohner. Heft III. Riehen 2017. S. 61f.