Richard Zutt

18491917

Richard Zutt war ein Jurist, der von 1881 bis 1886 im Kanton Basel-Stadt als Staatsanwalt wirkte. Von 1887 bis 1911 gehörte er als Vertreter der Freisinnigen Partei dem Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt an. Er verbrachte seinen Lebensabend in Riehen, wo er am 13. Juni 1917 starb.

Sohn des Friedrich Theodor Zutt (Anwalt und Notar) und der Emilie Christine Charlotte, geborene Fecht. Heirat 1879 mit Fanny Krayer (1859–1888). Vier Söhne.

Herkunft, Kindheit und Ausbildung

Richard Zutt wurde am 3. August 1849 in Schiltigheim in der Nähe von Strassburg im Unterelsass geboren, wohin seine Mutter mit den drei älteren Geschwistern nach der Niederschlagung der Badischen Revolution geflohen war. Der Vater Theodor Zutt stammte aus Heidelsheim (heute Stadtteil von Bruchsal) im Grossherzogtum Baden und war nach einem Jurastudium als Advokat in Rastatt und Offenburg tätig gewesen. Der Verurteilung wegen Beteiligung an der Badischen Revolution entzog er sich durch die Flucht in die Schweiz. 1850 erlangte er in Kriegstetten im Kanton Solothurn für sich und seine Familie das Bürgerrecht. Von 1852 bis 1857 wirkte er als Staatsanwalt in Liestal und anschliessend als Advokat in Basel. Dort besuchte Richard Zutt das Gymnasium. Anschliessend absolvierte er wie sein Vater ein Studium der Rechte an den Universitäten Heidelberg und Basel.

Berufliche Tätigkeit und politische Ämter

Von 1873 bis 1881 war Zutt im Kanton Basel-Stadt Aktuar des Kriminalgerichts und von 1875 bis 1881 zusätzlich Untersuchungsrichter. Von 1881 bis 1887 wirkte er als Staatsanwalt. In jungen Jahren war er auch Mitarbeiter der freisinnigen ‹National-Zeitung›.

1881 wurde Zutt für die Freisinnige Partei in den Grossen Rat gewählt, dem er bis 1885 angehörte. In dieser Zeit stellte er unter anderem Anträge zur unentgeltlichen Bestattung und zur Erweiterung der Allgemeinen Polyklinik.

1887 schaffte Zutt die Wahl in den Regierungsrat, in dem er bis zu seinem Rücktritt im Jahr 1911 Einsitz nahm und den er 1891, 1898 und 1903 präsidierte. Innerhalb der Kantonsregierung leitete er von 1887 bis 1896 das Erziehungsdepartement, von 1896 bis 1905 das Polizeidepartement und von 1905 bis 1911 das Sanitätsdepartement. Von 1898 bis 1908 gehörte Zutt in Basel auch dem Bürgerrat, der Exekutivbehörde der Bürgergemeinde, an. Nach der Wahl von Ernst Brenner in den Bundesrat 1897 unterlag er in einer Ersatzwahl in den Nationalrat dem liberaldemokratischen Konkurrenten Carl Koechlin.

Von 1886 bis 1911 war Zutt auch Mitglied des Erziehungsrats. Zudem präsidierte er von 1890 bis 1897 die Kuratel (Aufsichtsbehörde) der Universität Basel. Er setzte sich für den Ausbau der Basler Universität ein und ergriff 1888 die Initiative zu einer Eingabe an den Bundesrat, alle schweizerischen Hochschulen durch den Bund subventionieren zu lassen. Zwei Jahre später setzte er als Regierungsrat trotz überwiegender Zahl ablehnender Fakultätsgutachten eine «versuchsweise» Zulassung von Frauen zum Studium durch. Zudem förderte er Bestrebungen für die Einführung des Arbeitsunterrichts auch für Knaben und für eine Volksschullehrerausbildung nach abgeschlossener oberer Realschule und er setzte sich für die Übernahme der Frauenarbeitsschule durch den Kanton ein. Überdies engagierte er sich für die Einrichtung des Gewerbemuseums (eröffnet 1892) und des Historischen Museums Basel (eröffnet 1894).

Familie und Tod

Zutt war verheiratet mit Fanny Krayer, Tochter des Basler Kaufmanns Jakob Emanuel Krayer. Aus der Ehe gingen vier Söhne hervor, darunter der Maler, Bildhauer und Medailleur Richard Adolf Zutt (1887–1938).

Richard Zutt starb nach längerer Krankheit in seinem Haus an der Äusseren Baselstrasse 109 in Riehen, wo er nach seinem Rücktritt als Regierungsrat und einem längeren Kuraufenthalt an der Côte d’Azur, auf Capri und in Baden-Baden ab 1913 die letzten Lebensjahre verbracht hatte. Sein Familiengrab befindet sich heute auf dem Friedhof am Hörnli.

Autorin / Autor: Stefan Hess | Zuletzt aktualisiert am 25.2.2024

Fakten

Richard
Richard Moritz
Zutt
Zutt-Krayer
Dr. iur.
03.08.1849 in Schiltigheim (Unterelsass)
13.06.1917 in Riehen
ab 1850 Kriegstetten (SO), ab 1860 Basel
bis 1850 Grossherzogtum Baden

Werke (Auswahl)

Die Unterstützung der Kantonalen Hochschulen durch den Bund. Denkschrift z. H. des eidg. Departements des Innern. Basel 1888.

Archive

Staatsarchiv Basel-Stadt

Sammlung biographischer Zeitungsauschnitte: 3 Zeitungsartikel.

Literatur

Hess, Stefan: Richard Zutt. In: Historisches Lexikon der Schweiz. URL: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/005949/2012-11-07/ (10.12.2022)

Jakob, Peter K.: Richard Zutt – sein Leben für Kunst, Handwerk, Arbeit. Affoltern am Albis 2018. S. 11–21.

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