Ludwig Georg Courvoisier

18431918

Der Basler Chirurg Ludwig Georg Courvoisier war ein Pionier im Bereich der Gallenstein- und Gallenwegoperationen. Er war zwischen 1871 und 1918 in leitender Stellung als Arzt am Diakonissenspital Riehen tätig. Zudem vertrat er von 1887 bis 1890 die Gemeinde Riehen im Grossen Rat von Basel-Stadt. Von 1900 bis 1912 war er ordentlicher Professor für Chirurgie an der Universität Basel.

Sohn des Georg Courvoisier (Kaufmann) und der Mary, geborene Lowndes aus Wales. Heirat 1872 mit Leopoldine Sachs aus Karlsruhe (D). Zwei Söhne, der Astronom Leo Courvoisier (1873–1956) und der Komponist Walter Courvoisier (1875–1931)

Ludwig Georg Courvoisier kam am 10. November 1843 als ältestes von neun Kindern in Basel zur Welt. Er wuchs im Strassburgerhof auf, einem Gasthof am Petersberg. Als siebenjähriges Kind lebte er neun Monate bei seinen Grosseltern auf Malta. Courvoisier besuchte das Gymnasium in Basel und bestand 1862 die Matura mit Bestnoten.

Danach studierte er Medizin an den Universitäten Basel und Göttingen. Courvoisier war Mitglied der Studentenvereinigung Zofingia. Nach Abschluss des Propädeutikums wurde er 1866 an der chirurgischen Klinik Basel Unterassistent bei August Socin (1837–1899). Am 19. März 1868 schloss er sein Medizinstudium mit der Auszeichnung ‹Summa cum laude› ab.

Courvoisier begleitete August Socin 1870 als dessen Assistent nach Karlsruhe. Socin übernahm während des Deutsch-Französischen Kriegs die Leitung des Kriegslazaretts. In Karlsruhe lernte Courvoisier Leopoldine Sachs (1848–1908) kennen. Sie heirateten im April 1872.

Am 15. März 1871 trat Courvoisier als Nachfolger von Martin Burckhardt-His die Stelle als Chefarzt im Diakonissenspital Riehen an und zog nach Riehen. Während seiner Zeit als Chirurg im Diakonissenspital bis 1918 unterrichtete er die Schwestern in Krankenpflege und Anatomie.

Courvoisier war Spezialist für die operative Behandlung von Gallenstein- und Gallenwegerkrankungen. Er führte zeitgleich auch eine Privatpraxis für Patientinnen und Patienten aus Riehen, Lörrach, Grenzach und Weil.

1880 habilitierte sich Ludwig Georg Courvoisier mit einer medizinhistorischen Arbeit über Felix Wirtz, einen Schweizer Chirurgen des 16. Jahrhunderts, und wurde Privatdozent an der Universität Basel.

1883 zog er nach Basel, wo er zuerst eine Praxis an der Sternengasse und ab 1894 an der Holbeinstrasse betrieb.

Für seine Leistungen auf dem Gebiet der Gallenwegerkrankungen beförderte ihn die Medizinische Fakultät Basel 1888 zum Extraordinarius. Nach dem Tode Socins im Jahr 1900 wurde er dessen Nachfolger als ordentlicher Professor für Chirurgie an der Universität Basel. 1912 trat er von seiner Professur zurück, blieb aber bis Anfang 1918 als Chirurg am Diakonissenspital Riehen tätig.

Neben seiner medizinischen Tätigkeit war er von 1886 bis 1890 Inspektor der Töchterschule, er präsidierte ab 1888 den Fachausschuss der eidgenössischen Medizinalprüfungen und von 1883 und 1916 war er Präsident der Basler Gartenbau Gesellschaft.

Zudem befasste er sich intensiv mit der Entomologie (Insektenkunde), insbesondere mit Schmetterlingen. Er wurde 1886 Kommissionsmitglied der Botanischen Anstalt und 1904 der Naturhistorischen Sammlungen. Ausserdem gründete er den Landwirtschaftlichen Verein und eine Ortskrankenkasse in Riehen. Er bemühte sich auch um die Verbreitung von medizinischem Wissen, indem er Referate über Säuglingsernährung hielt und Ratgeberliteratur zur häuslichen Krankenpflege verfasste.

Von 1887 bis 1890 gehörte Courvoisier dem Grossen Rat des Kantons Basel-Stadt an und von 1890 bis 1918 war er Mitglied des Erziehungsrats.

Ludwig Georg Courvoisier starb am 8. April 1918 in Basel.

Gemäss einem Beschluss des Gemeinderats vom 7. November 2006 ist in Riehen nach Ludwig Courvoisier das Courvoisierwegli benannt, das sich in Spitalnähe befindet.

Autorin / Autor: Franziska Schürch, Luzia Knobel | Zuletzt aktualisiert am 11.4.2024

Fakten

Ludwig Georg
Courvoisier
Courvoisier-Sachs
Prof. Dr. med.
10.10.1843 in Basel
08.04.1918 in Basel
Basel

Artikel

Jahrbuch z’Rieche

Werke (Auswahl)

Alle medizinischen Arbeiten von Ludwig Georg Courvoisier befinden sich in seinem Nachlass in der Universitätsbibliothek Basel, darunter sämtliche Handschriften, Monografien und Zeitschriftenartikel zu seinem Spezialgebiet, der Leber- und Gallenforschung. Er beinhaltet zudem eine dreiteilige Sammlung von insgesamt 230 Bänden, 539 Broschüren und zahlreichen handschriftlichen Dokumenten.

 

 

Archive

Staatsarchiv Basel-Stadt

Dossiers und Akten: PA 212a T 2 XXIII 24–25; PA 212a T 2 XII 89–96; PA 594a KK VIII 1.6.

Sammlung biographischer Zeitungsausschnitte: 2 Zeitungsartikel.

Universitätsarchiv: X 3.5 33.

Universitätsbibliothek Basel

Nachlass Ludwig Georg Courvoisier (1843–1918): NL 350.

Literatur

Jahrbuch Riehen

Nussberger, Peter: Der Kropf und seine Bedeutung für Riehen. In: Jahrbuch z’Rieche 1998. S. 26–35.

Osswald, Franz: Neue Namen für Alte Wege. In: Jahrbuch z’Rieche 2008. S. 110–117.

Rintelen, Friedrich: Ludwig Georg Courvoisier (1843–1918). In: Jahrbuch z’Rieche 1978. S. 77–85.

Weitere Literatur

Koelbing, Huldrych M. F.: Courvoisier, Ludwig Georg. In: Historisches Lexikon der Schweiz. URL: www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D14329.php (22.11.2021).

Lotz, Albert: Zum Gedächtnis an Professor Dr. Ludwig Courvoisier, 1843–1918. Basel 1918.

Mischke, Jürgen und Inka Siegfried (Hg.): Die Ortsnamen von Riehen und Bettingen. Basel 2013. S. 117.

Salis, Arnold von: Zur Erinnerung an Herrn Ludwig Georg Courvoisier-Sachs. Professor und Doktor der Medizin, geboren den 10. November 1843, gestorben den 8. April 1918. Basel 1918.

Shepper, Edmond: Ludwig Georg Courvoisier (1843–1918) and his Position in the History of Gall Bladder Surgery. Hochschulschrift. Basel 1960.

Veillon, Emanuel: Prof. Dr. med. L. G. Courvoisier. In: Basler Jahrbuch 1920. S. 1–13.

Feedback