Johannes Stump

17461814

Der Rössliwirt Johannes Stump bekleidete von 1798 bis 1803 als Agent und von 1805 bis 1807 als Gemeindepräsident während insgesamt sieben Jahren das wichtigste Amt in der Gemeinde Riehen. Zudem gehörte er von 1804 bis zu seinem Tod im Jahr 1814 dem kantonalen Parlament, dem Grossen Rat, an.

Sohn des Friedrich Stump (Rössliwirt; 1711–1753) und der Magdalena, geborene Seidenmann (1712–1799). Heirat 1769 mit Anna Maria Bertschmann (1746–1806). Sechs Söhne.

Herkunft und berufliche Tätigkeit

Johannes Stump stammte aus einer Familie, die ursprünglich in der Markgrafschaft Baden beheimatet war. Sein Grossvater Hans Jakob Stump (1680–1733), Metzger aus Schopfheim, hatte sich um 1700 in Riehen niedergelassen und war 1706 nach dem Tod seines Schwiegervaters in den Besitz des Gasthofs zum Rössli gekommen. Sein einziger überlebender Sohn Friedrich Stump führte den Gastbetrieb weiter, starb aber 1753, als sein jüngster Sohn Johannes erst sieben Jahre alt war. 1764, mit 18 Jahren, übernahm dieser das Wirtshaus, das zuvor während gut zehn Jahren verpachtet worden war.

1769 heiratete Johannes Stump die reiche Erbtochter Anna Maria Bertschmann, was ihm den Erwerb weiterer Liegenschaften ermöglichte. Aus dieser Ehe gingen sechs Söhne hervor, von denen vier das Erwachsenenalter erreichten. In der Volkszählung von 1774 wird Johannes Stump als Wirt und Bauer bezeichnet, der einen Knecht und eine Magd beschäftigte. Sein Viehbestand setzte sich damals aus einem Pferd, einem Zugochsen, einer Kuh und zwei Schweinen zusammen. Wie die Gemeinderechnungen belegen, fanden in diesen Jahren im Gasthaus zum Rössli mehrfach grosse, von der Gemeinde bezahlte Essen und Empfänge statt. 1783 liess Stump einen neuen Keller anlegen und dabei wahrscheinlich auch das Hauptgebäude vergrössern. Gemäss der Volksbefragung von 1796 lebte er vom Gastbetrieb und vom Ertrag seiner Güter und konnte lesen und schreiben.

Politische Laufbahn

Obwohl Johannes Stump aufgrund seines Vermögens und seiner familiären Verbindungen zur dörflichen Oberschicht gehörte, durfte er sich im Unterschied zu seinem älteren Bruder Hans Jakob Stump-Burckhardt (1740–1813), der als Kirchmeier und Statthalter des Untervogts zwei wichtige Ämter bekleidete, als Wirt bis zum Ende des Ancien Régime nicht politisch betätigen. Er gehörte aber zu den Anhängern der Ideen der Französischen Revolution und wurde deshalb am 26. Dezember 1795 zusammen mit seinem Bruder Hans Jakob und dem Weibel Hans Jakob Schultheiss dazu bestimmt, in der Landvogtei den Franzosen in österreichischer Gefangenschaft, die gegen die Prinzessin Marie-Thérèse Charlotte, die einzige Überlebende der französischen Königsfamilie, ausgetauscht werden sollten, Gesellschaft zu leisten.

Am 1. Januar 1798 nahm Johannes Stump mit anderen Anhängern einer Staatsumwälzung an einem Bankett in Basel teil, am 17. Januar unterschrieb er einen Beschwerdebrief der Gemeinde Riehen an die Basler Obrigkeit und am 21. Januar, einen Tag nach der ‹Basler Revolution›, wurde er in Riehen von der Gemeindeversammlung in den vierköpfigen Volksausschuss gewählt.

Nach der Ausrufung der Helvetischen Republik wurde Johannes Stump am 16. Mai 1798 zum Agenten der Gemeinde Riehen ernannt. Damit vertrat der die Exekutivgewalt auf kommunaler Ebene, leitete die Gemeindeversammlungen und schrieb seinen Vorgesetzen wöchentliche Polizeirapporte.

Auch nach dem Ende der Helvetik setzte Johannes Stump seine politische Laufbahn fort: 1804 rückte er ins kantonale Parlament, den Grossen Rat, nach und behielt dieses Amt bis zu seinem Tod. 1805 wurde er in den Gemeinderat gewählt und anschliessend vom Kleinen Rat, der Regierung des Kantons Basel, zum Gemeindepräsidenten bestimmt. Er war nach seinem aus gesundheitlichen Gründen zurückgetretenen Cousin Johannes Seidenmann erst der Zweite in diesem Amt.

Nach dem Tod seiner Frau Anna Maria litt Johannes Stump unter psychischen Problemen und trat deshalb 1807 von dem damals ohnehin wenig begehrten Amt des Gemeindepräsidenten zurück. Als Nachfolger bestimmte der Kleine Rat Samuel Wenk-Eger, Cousin von Johannes Stump und gleichzeitig Schwiegervater eines seiner Söhne. Den Gasthof zum Rössli hatte Johannes Stump bereits 1802 seinem jüngsten Sohn Johann Jakob übergeben. Als er sich von seiner «Schwermuth» erholt hatte, wählte ihn der Grosse Rat 1809 zu einem Eherichter und zu einem Mitglied des Dorfgerichts in Riehen.

Tod

Johannes Stump starb am 6. April 1814 am Nervenfieber (Typhus), das von Soldaten der gegen Napoleon anrückenden alliierten Truppen eingeschleppt worden war. Nach seinem Tod wurde ein Nachlassinventar aufgenommen, welches das beträchtliche Vermögen von 34 277 Pfund ausweist.

Das rekonstruierte Epitaph für Johannes Stump, seine Schwiegertochter Anna Maria Stump-Wenk und deren Vater Samuel Wenk-Eger befindet sich an der Aussenseite der Dorfkirche.

Autorin / Autor: Stefan Hess | Zuletzt aktualisiert am 8.7.2024

Fakten

Johannes
Stump
Stump-Bertschmann
15.10.1746 in Riehen
06.04.1814 in Riehen
Riehen

Jahrbuch z’Rieche

Literatur

Jahrbuch z’Rieche

Hess, Stefan: Austausch eines Engels gegen fünf Monster. In: Jahrbuch z’Rieche 2020. S. 76–85, hier S. 79, 81.

Lehmann, Fritz: Die Aufzeichnungen des letzten Riehener Untervogts Johannes Wenk-Roth im Meyerhof. In: Jahrbuch z’Rieche 1964. S. 37–70, hier S. 43f., 54 und 66, Anm. 29.

Raith, Michael: Aus der Geschichte des Gemeinderates von Riehen. In: Jahrbuch z’Rieche 1969. S. 45–85, hier S. 47, 55, 60, 63 und Tab. 3.

Raith, Michael: Johannes Stump und Samuel Wenk – zwei Riehener Politiker des beginnenden 19. Jahrhunderts. In: Jahrbuch z’Rieche 1971. S. 44–59.

Raith, Michael: Kleines Lexikon der Dorfkirche. In: Jahrbuch z’Rieche 1993. S. 22–31, hier S. 26.

Raith, Michael: Zweihundert Jahre gelebte Demokratie. In: Jahrbuch z’Rieche 1999. S. 4–37, hier S. 7, 9, 11f.

Weitere Literatur

Iselin, L. Emil: Geschichte des Dorfes Riehen. Basel 1923. S. 220, 291.

Kaspar, Albin et al.: Häuser in Riehen und ihre Bewohner. Heft IV. Riehen 2022. S. 58, 71, 73, 158f., 161, 173f.

Raith, Michael: Gemeindekunde Riehen. 2. überarbeitete und aktualisierte Aufl. Riehen 1988. S. 215.

Salvisberg, André: Revolution in Basel. Ein Lesebuch über Stadt und Landschaft Basel vom Beginn der Französischen Revolution bis zum Ende der Helvetischen Republik 1789–1803. Basel 1998. S. 367, 598.

Vögelin, Hans Adolf: Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart (1798–1970). In: Bruckner, Albert et al. (Hg.): Riehen – Geschichte eines Dorfes. Riehen 1972. S. 319–410, hier S. 321, 326 und 404f.

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