Johannes Seidenmann

17501812

Der Landwirt Johannes Seidenmann war von 1803 bis 1805 erster Gemeindepräsident von Riehen. Daneben bekleidete er weitere öffentliche Ämter.

Sohn des Simon Seidenmann (Metzger, Landwirt; 1723–1783) und der Sophia, geborene Ziegler (1720–1786). Heirat 1781 mit Anna Maria Wenk (1753–1837). Sieben Töchter, ein Sohn.

Herkunft und Beruf

Johannes Seidenmann stammte aus einer seit 1672 in Riehen niedergelassenen Familie, die dank Heiraten in angesehene Riehener Familien schnell in die dörfliche Oberschicht aufstieg. Sein Vater Simon Seidenmann war Metzger; seine Mutter Sophia, geborene Ziegler, stammte aus Weil am Rhein. Die Familie war auch landwirtschaftlich tätig; ihr gehörte der grosse Bauernhof mit der späteren Adresse Oberdorfstrasse 1. Gemäss Volkszählung von 1774 setzte sich der Viehbestand aus zwei Pferden, einem Ochsen, zwei Kühen, vier Schafen und zwei Schweinen zusammen, was damals auf einen grossen Landwirtschaftsbetrieb hindeutete. Johannes Seidenmann wohnte damals noch bei seinen Eltern und arbeitete zweifellos in deren Betrieb mit.

1781 heiratete er Anna Maria Wenk, die älteste Tochter von Johannes Wenk-Wenk (1723–1795), der als Geschworener der obersten Gemeindebehörde angehörte. Im gleichen Jahr übernahm er die Hälfte des elterlichen Guts, während die andere Hälfte an seinen Bruder Simon (1758–1842) fiel, der den Beruf eines Bäckers ausübte. Gemäss der Bevölkerungsbefragung von 1796 besass Johannes Seidenmann genügend Land, um von dessen Ertrag seine Familie ernähren zu können.

Öffentliche Ämter

Neben seiner beruflichen Tätigkeit bekleidete Seidenmann verschiedene öffentliche Ämter: Seit den späten 1780er-Jahren wirkte er als Fürsprech am Dorfgericht, war Mitglied des Gescheids, dem Gericht über Grenzstreitigkeiten, und seit 1797 Bannbruder. 1797 gehörte er bei der Wahl des Untervogts, damals der höchste Gemeindebeamte, zu den drei vom Kleinen Rat in Basel aus einem Sechservorschlag ausgewählten Kandidaten, doch fiel die Loswahl auf Johannes Wenk-Roth (1752–1820). Im Oktober 1798 wurde Seidenmann von den helvetischen Behörden als einer von drei Einzügern der öffentlichen Abgaben in Riehen bestimmt.

Wahl zum ersten Gemeindepräsidenten

1803 wurde Seidenmann in den fünfköpfigen Gemeinderat von Riehen gewählt, die im gleichen Jahr anstelle der 1799 in der Helvetik geschaffenen ‹Munizipalität› eingeführten obersten Gemeindebehörde. Anschliessend bestimmte ihn der Kleine Rat, die Regierung des Kantons Basel, auf Vorschlag des Statthalters zum ersten Gemeindepräsidenten Riehens. Bereits 1805 trat er jedoch aus gesundheitlichen Gründen von diesem damals noch unbezahlten, wenig begehrten Amt zurück und wurde von seinem Cousin Johannes Stump-Bertschmann abgelöst.

Tod und Grab

Johannes Seidenmann starb am 22. Februar 1812. Sein Grabstein befand sich gemäss Pfarrer Gottlieb Linder «im alten Kirchhof hinter dem Gemeindehaus in der Ringmauer»; er wurde wahrscheinlich 1918 bei der Erweiterung des alten Gemeindehauses beseitigt.

Kinder

Von den acht Kindern von Johannes Seidenmann und seiner Frau Anna Maria, geborene Wenk, erreichten bis auf eine Tochter alle das Erwachsenenalter. Der einzige Sohn Johannes (1787–1838) ergriff wie sein Onkel Simon den Bäckerberuf, verkaufte später seinen Anteil an der Liegenschaft Oberdorfstrasse 1 und liess sich an der Baselstrasse 55 nieder.

Autorin / Autor: Stefan Hess | Zuletzt aktualisiert am 30.6.2024

Fakten

Johannes
Seidenmann
Seidenmann-Wenk
30.06.1750 in Riehen
22.02.1812 in Riehen
Riehen

Jahrbuch z’Rieche

Literatur

Jahrbuch z’Rieche

Lehmann, Fritz: Die Aufzeichnungen des letzten Riehener Untervogts Johannes Wenk-Roth im Meyerhof. Jahrbuch z’Rieche 1964, S. 37–70, hier S. 40, 49, 67 Anm. 54.

Raith, Michael: Aus der Geschichte des Gemeinderates von Riehen. In: Jahrbuch z’Rieche 1969. S. 45–85, hier S. 61, 63 und Tab. 3.

Raith, Michael: Johannes Stump und Samuel Wenk – zwei Riehener Politiker des beginnenden 19. Jahrhunderts. In: Jahrbuch z’Rieche 1971. S. 44–59, hier S. 45, 54.

Raith, Michael: Riehener «Neüigkeiten» von anno dazumal. Aus dem Tagebuch Le Grands. In: Jahrbuch z’Rieche 1989. S. 29–41, hier S. 40.

 

Weitere Literatur

Linder, Gottlieb: Geschichte der Kirchgemeinde Riehen-Bettingen. Basel 1884. S. 102, 141, 147.

Raith, Michael: Gemeindekunde Riehen. 2. überarbeitete und aktualisierte Aufl. Riehen 1988. S. 215.

Vögelin, Hans Adolf: Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart (1798–1970). In: Bruckner, Albert et al.: Riehen – Geschichte eines Dorfes. Riehen 1972. S. 319–410, hier S. 322, 404f.

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