Ines Leuwen

19021976

Ines Leuwen war Sängerin und selbstständige Gesangspädagogin. Zusammen mit ihrem Ehemann, dem Übersetzer und Widerstandskämpfer Enrique Beck, verbrachte sie die letzten Jahre ihres Lebens in Riehen.

Tochter des Arthur Löwenstein (Rechtsanwalt, Dr. jur.) und der Thea Olga Maria Gustava, geborene Bauer (später Sternheim) (Schriftstellerin). Heirat 1960 mit Enrique Beck (Dichter, Übersetzer; 1904–1974).

Ines Löwenstein wurde am 3. Dezember 1902 in Düsseldorf geboren. Sie war die einzige gemeinsame Tochter des jüdischen Anwalts Arthur Löwenstein (1873–1954) und seiner katholischen Gattin Thea (1883–1971). Löwensteins Eltern liessen sich 1906 scheiden. Die Mutter heiratete 1907 den Dramatiker und Essayisten Carl Sternheim (1878–1942), mit dem sie bereits 1905 die gemeinsame Tochter Dorothea bekommen hatte. Ines wuchs bei ihrem Vater auf.

Ines Löwenstein studierte Gesang in Berlin, Wien, Nizza und Basel. Im März 1938, nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, floh sie aus Wien zu ihrem Vater, der damals in der Schweiz lebte. Mit dieser Flucht verlor sie ihre deutsche Staatsbürgerschaft.

1938 lernte sie in Zürich den Lyriker und Übersetzer Enrique Beck (1904–1974) kennen. Dieser ist bekannt für die deutschen Übersetzungen der Gedichte und Theaterstücke des spanischen Schriftstellers Federico García Lorca.

Am 15. September 1938 meldete sie sich in Basel an und die Fremdenpolizei gewährte ihr eine vorläufige Toleranzbewilligung, die sie regelmässig verlängern musste, bis sie am 25. August 1950 schliesslich die Niederlassungsbewilligung erhielt.

Löwenstein war als Künstlerin unter den Namen Leuwen und Seidler bekannt. In Basel sang sie 1938 die Rolle der Amneris in der Oper ‹Aida› am Stadttheater. Ende der Fünfzigerjahre trat sie eine Stelle als Gesangslehrerin an der Musikhochschule in Freiburg im Breisgau an und richtete ihr eigenes Studio am Spalengraben in Basel ein. Bis zu ihrem Tod arbeitete sie dort als selbstständige Gesangspädagogin.

Im langjährigen Kampf um das Aufenthaltsrecht von Enrique Beck war Leuwen eine wichtige Akteurin. Sie erwirkte die Unterstützung von bekannten Persönlichkeiten, beispielsweise von Hermann Hesse (1877–1962), André Gide (1869–1951), dem Chef der kantonalen Fremdenpolizei Franz Merz, dem Chef der eidgenössischen Fremdenpolizei Heinrich Rothmund (1888–1961) oder von Hans Eckert (1912–2011), dem Präsidenten der Basler Hilfsstelle für Flüchtlinge (ab 1945).

Löwenstein und Beck heirateten am 25. Februar 1960, nachdem Beck ein Jahr zuvor Bürger von Basel geworden war. Damit erhielt auch Leuwen-Beck die Basler Bürgerschaft. Das Paar zog Ende der Sechzigerjahre nach Riehen an die Rauracherstrasse 42.

Leuwen-Beck engagierte sich auch für Becks lyrisches und übersetzerisches Werk. Sie ermöglichte Kontakte zu bekannten Persönlichkeiten und führte Verhandlungen mit Verlagshäusern sowie mit den Angehörigen von Federico García Lorca.

Nach Becks Tod gründete Leuwen-Beck am 17. Juni 1976 die Heinrich Enrique Beck-Stiftung, die sie testamentarisch als Alleinerbin einsetzte. Diese setzt sich für die Verbreitung von Becks Gedichten und Übersetzungen ein.

Ines Leuwen-Beck starb am 7. September 1976 in Riehen.

Autorin / Autor: Luzia Knobel | Zuletzt aktualisiert am 19.9.2023

Fakten

Ines
Ines Louise Juliane Maria
Leuwen
Löwenstein-Beck
Ines Seidel, Seidler, Leuwen, Löwenstein
03.12.1902 in Düsseldorf (D)
07.09.1976 in Riehen
ab 1960 Basel
Deutschland, ab 1938 staatenlos, ab 1960 Schweiz

Archive

Staatsarchiv Basel-Stadt

Ines Seidler. Korrespondenz mit Gesangsverein: PA 787a H 5 103.

Schweizerisches Bundesarchiv

Dossier Ines Leuwen, 1945–1960. Signatur: E4264#1988/2#20510*.

Fremdenpolizei Akten: 1949–1955. Signatur: E4800.1#1000/866#68*.

 

Literatur

Rudin-Bühlmann, Sibylle: Enrique Beck. Ein Leben für Garcia Lorca. Zürich 1993.

Links

Feedback