Hans Wenk-Marder

18251898

Der Landwirt und Organist Hans Wenk-Marder war von 1876 bis 1891 Gemeindepräsident von Riehen. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern wurde er nicht durch den Kleinen Rat des Kantons bestimmt, sondern durch die wahlberechtigten Männer an einer Gemeindeversammlung gewählt.

Sohn des Hans (Johann) Georg Wenk (Landwirt; 1801–1874) und der Anna Maria, geborene Wullschlegel (1797–1863), von Brittnau (AG). Heirat 1865 zu St. Jakob in Basel mit Marie Marter (auch Marder; 1839–1917) von Mülhausen (Elsass). Vier Töchter, fünf Söhne.

Herkunft und Ausbildung

Hans Wenk wurde am 14. Februar 1825 in Riehen geboren als ältestes von sechs Kindern von Hans Georg Wenk und dessen Ehefrau Anna Maria geborene Wullschlegel aus der aargauischen Gemeinde Brittnau. Er stammte aus der Untervogts- oder Meierhoflinie der 1608 in Riehen eingebürgerten, inzwischen weitverzweigten Familie Wenk. Sein Vater übernahm 1833 von dessen Vater Johannes Wenk-Eger den Bauernhof mit der heutigen Adresse Baselstrasse 44. Dazu gehörte auch ein saisonaler Gastbetrieb, in dem er selbst angebauten Wein vermarktete.

Über die Ausbildung von Hans Wenk ist nichts bekannt. Gemäss den Volkszählungsakten von 1847 und 1850 wohnte er bei seinen Eltern. Wahrscheinlich half er im Landwirtschaftsbetrieb mit, was in den Volkszählungsakten von 1860 explizit vermerkt ist. Daneben betätigte er sich zwischen 1850 und 1859 auch als Organist in der Dorfkirche. 1856 gehörte er zu den Gründern des ersten Vereins in Riehen, des Liederkranzes Riehen, den er auch bis 1858 leitete.

Heirat und Übernahme des väterlichen Bauernhofs

Am 20. Juli 1865 heiratete Hans Wenk im Alter von 40 Jahren in der St. Jakobskirche bei Basel die aus Mülhausen im Elsass stammende Weissnäherin und Damenschneiderin Marie Marter (oder Marder). Bereits einen Monat später kam die älteste Tochter Lydia zur Welt. Bis 1881 folgten fünf Söhne und drei weitere Töchter, von denen eine knapp einjährig starb.

Da Hans Wenks Mutter bereits 1863 dahingeschieden war, übernahm das Ehepaar Wenk-Marder vermutlich bereits unmittelbar nach der Hochzeit die Leitung des grossen Landwirtschaftsbetriebs. Gemäss Volkszählungsakten von 1870 half der Vater Hans Georg Wenk ebenfalls mit; dazu kamen zwei Knechte, eine Magd und eine jüngere Schwester der Ehefrau mit dem Namen Lydia. Nach dem Tod des Vaters im Jahr 1874 ging der Bauernhof in den Besitz von Hans Wenk-Marder über. 1880 waren drei Knechte und eine Magd angestellt; dazu war die älteste Tochter Lydia an die Stelle ihrer gleichnamigen Tante getreten.

Politische Laufbahn

Bereits die Vorfahren von Hans Wenk-Marder hatten sich politisch betätigt. Sein Grossvater und sein Vater hatten dem Gemeinderat und dem Grossen Rat angehört und darüber hinaus weitere Ämter bekleidet. Der Vater war noch vor seiner Wahl in den Gemeinderat in den Trennungswirren politisch hervorgetreten, als er im Januar 1831 an einer Gemeindeversammlung gegen die Aufständischen auftrat und für die Beseitigung eines zuvor aufgestellten Freiheitsbaums besorgt war.

Hans Wenk selbst wurde am 15. Juni 1862 von der Gemeindeversammlung in den Gemeinderat gewählt, doch scheint er vielleicht aus Rücksicht auf zwei Gemeinderäte, die zuvor abgewählt worden waren, umgehend demissioniert zu haben. Bei seiner erneuten Wahl in den Gemeinderat am 10. September 1871 nahm er dagegen die Wahl an. Als aufgrund eines neuen Gemeindegesetzes am 24. September 1876 der Gemeindepräsident, in Personalunion mit dem Bürgerratspräsident, erstmals durch die Gemeindeversammlung gewählt wurde, stimmte im zweiten Wahlgang eine klare Mehrheit der Anwesenden für Hans Wenk-Marder. Er wurde demrechten Flügel der Freisinningen zugerechnet, die damals in Riehen noch nicht als Partei organisiert waren.

Anfechtungen und Machtkämpfe

Im Lauf seiner 15-jährigen Amtszeit als Gemeindepräsident wurde Hans Wenk-Marder wiederholt angefeindet. Bei der ersten Bestätigungswahl am 5. Oktober 1879 schaffte die Wiederwahl nur knapp. Nach einem Hochwasser der Wiese zur Jahreswende 1882/83 eröffnete der Regierungsrat des Kantons ein Verfahren gegen Hans Wenk-Marder wegen unterlassener Hilfeleistung, denn der Gemeinderat war der einen Monat vor dem Hochwasser ergangenen Aufforderung, eine schadhafte Uferstelle zu sichern, nicht nachgekommen. Der mit der Untersuchung betraute Regierungsrat kam jedoch zum Schluss, dass kein schuldhaftes Verhalten der Riehener Gemeindebehörden vorliege.

Bei den Gemeindewahlen von 1885 trat der Gemeindeschreiber Heinrich Weissenberger gegen seinen Vorgesetzten Hans Wenk-Marder an. In einem an den Regierungsrat gerichteten Schreiben warf er ihm Schlendrian, Korruption, Amtsmissbrauch, Duldung von Unterschlagungen und Jagdfrevel vor. Dennoch wurde Wenk an der Gemeindeversammlung wieder zum Gemeindepräsidenten gewählt, wenn auch erst im dritten Wahlgang. Sechs Jahre später trat er nicht mehr zur Wiederwahl als Gemeindepräsident an und machte damit den Weg frei für die Wahl von Heinrich Weissenberger. Für den Gemeinderat stellte er sich aber noch zwei Amtszeiten bis Ende September 1897 zur Verfügung.

In Wenks Amtszeit fällt 1885 das erste Gesuch der damals finanzschwachen Einwohnergemeinde Riehen zum Anschluss an die Stadt Basel. Diesem Antrag wurde zwar nicht stattgegeben, doch hatte er die Übernahme wichtiger Gemeindeaufgaben, etwa des Schulwesens, durch den Kanton zur Folge.

Neben seiner Tätigkeit als Gemeinderat und als Gemeindepräsident übernahm Hans Wenk-Marder noch weitere Ämter. So gehörte er der Schatzungskommission für den dritten Bezirk der kantonalen Viehversicherungsanstalt an.

Hans Wenk-Marder starb am 7. April 1898. Der Bauernhof Baselstrasse 44 ging in den Besitz der Witwe Marie Wenk-Marter über, die ihn gemeinsam mit dem ältesten Sohn Hans weiterführte.

Autorin / Autor: Stefan Hess | Zuletzt aktualisiert am 17.6.2025

Fakten

Hans
Johannes
Wenk
Wenk-Marder
Wenk-Marter (korrekter Allianzname)
14.01.1825 in Riehen
07.04.1898 in Riehen
Riehen

Jahrbuch z’Rieche

Literatur

Jahrbuch z’Rieche

Jemmi, Reto: 225 Jhre Riehener Gemeindedemokratie – Vom Munizipalgesetz bis zum Dorfparlament. In: Jahrbuch z’Rieche 2024. S. 8–15, hier S. 12f.

Kaufmann, Gerhard: Ein Fluss wird gebändigt. Die Wiese, des Feldbergs liebliche Tochter. In: Jahrbuch z’Rieche 1985. S. 117–135, hier S. 122f.

Raith, Michael: Aus der Geschichte des Gemeinderates von Riehen. In: Jahrbuch z’Rieche 1969. S. 45–85, hier S. 57f., 64 und Tab. 3.

Raith, Michael: Zweihundert Jahre gelebte Demokratie. In: Jahrbuch z’Rieche 1999. S. 4–37, hier S. 16–19.

Weitere Literatur

100 Jahre Liederkranz Riehen. 1856–1956. Festschrift. Riehen 1956. S. 11,  29.

Kaspar, Albin et al.: Häuser in Riehen und ihre Bewohner. Heft III. Riehen 2017. S. 176, 178.

Linder, Gottlieb: Geschichte der Kirchgemeinde Riehen-Bettingen. Basel 1884. S. 171.

Raith, Michael: Gemeindekunde Riehen. 2. überarbeitete und aktualisierte Aufl. Riehen 1988. S. 215.

Vögelin, Hans Adolf: Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart (1798–1970). In: Bruckner, Albert et al.: Riehen. Geschichte eines Dorfes. Riehen 1972. S. 319–410, hier S. 341–343, 347, 404, 406.

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