Eugen Ludwig

18871971

Eugen Ludwig war ein bedeutender Morphologe, der von 1929 bis 1955 die ordentliche Professur für normale Anatomie an der Universität Basel bekleidete. Er wohnte von 1914 bis zu seinem Tod im Jahr 1971 in Riehen.

Sohn des Johann Melchior Ludwig (Arzt; 1847–1889) und der Marie Elise, geborene Staub. Heirat 1914 mit Hanna Kündig (1888–1958). Zwei Töchter, ein Sohn.

Zuzug nach Basel

Eugens Vater Hans-Melchior Ludwig war Dorfarzt in Pontresina, verstarb aber bereits 1889, als Eugen erst zweijährig war. 1894 zog die aus einem bernischen Bauerngeschlecht stammende Mutter Marie mit ihren beiden kleinen Söhnen nach Basel, wo Eugen mit seinem jüngeren Bruder, dem späteren Strafrechtsprofessor und Regierungsrat Carl Ludwig (1889–1967), aufwuchs und die Schulen besuchte. 1901 bezogen die drei ein neu erbautes eigenes Haus am Hirzbodenweg 40.

Studium, Heirat und Wohnsitz in Riehen

Nach der Matura studierte Eugen Ludwig von 1906 bis 1911 Medizin an der Universität Basel. Nach der Assistentenzeit am Pathologischen Institut in Basel und einem Studienaufenthalt in Leipzig habilitierte er sich 1913 in Basel. Von 1914 bis 1922 arbeitete als Privatdozent und Prosektor unter Professor Hanson Kelly Corning am Anatomischen Institut der Universität Basel.

1914 heiratete Eugen Ludwig Hanna Kündig aus einer angesehenen Basler Familie. Das Ehepaar zog nach Riehen und wohnte für den Rest des Lebens Im Niederholzboden 15 in einem grossen Haus mit riesigem Umschwung. Hier wuchsen auch seine drei Kinder Maria Elisabeth (‹Marlies›), Verena (‹Vreni›) und Hans-Luzius (‹Luzi›) auf.

Ordinarius an der Universität Basel

1922 wurde Eugen Ludwig zum ausserordentlichen Professor und 1929 – als Nachfolger von Hanson Kelling Corning – zum ordentlichen Professor für normale Anatomie an der Universität Basel ernannt. Als bedeutender Morphologe verfasste er grundlegende Arbeiten über die embryonale Entwicklung verschiedener Organe. Von 1933 bis 1934 stand Eugen Ludwig der Medizinischen Fakultät als Dekan vor und 1941 war er Rektor der Universität. Das Historische Lexikon der Schweiz würdigt ihn als «Lehrer und Forscher mit umfassender Allgemeinbildung», der «wegen seiner grossen Genauigkeit und seiner Gerechtigkeit hoch geschätzt» war. Wegen seinen strengen Prüfungen war er jedoch von den Studentinnen und Studenten auch gefürchtet. 1955 wurde er emeritiert, betrieb aber weiterhin wissenschaftliche Forschungen.

2005 veröffentlichte die Alumniorganisation der Medizinischen Fakultät der Universität Basel Eugen Ludwigs Memoiren. Sie geben Einblicke in die Kultur seiner Zeit an der Universität Basel, im Militär und seinen Umgang mit Mitarbeitern und zeugen von seiner Verachtung für Nazideutschland.

Autorin / Autor: Sämi Ludwig | Zuletzt aktualisiert am 26.2.2024

Fakten

Eugen
Ludwig
Ludwig-Kündig
Prof. Dr. med.
02.03.1887 in Pontresina
04.05.1971 in Basel
Schiers GR

Artikel

Werke (Auswahl)

Medizinische Forschung

Zur Lehre der paroxysmalen Tachykardie. Wiesbaden 1912 (Dissertation).

Die periphere Innervation. Kurze übersichtliche Darstellung des Ursprunges, des Verlaufes und der Ausbreitung der Rückenmarks- und Gehirnnerven sowie der Nerven des autonomen Systems wichtigster pathologischer Verhältnisse. Basel 1933 (Neubearbeitung des Übersichtswerks von Emil Villiger).

Vom Wesen, von den Aufgaben und von den Grenzen der Morphologie. Rektoratsrede, gehalten an der Jahresfeier der Universität Basel am 22. November 1941. Basel 1941.

Gehirn und Rückenmark. Leitfaden für das Studium der Morphologie und des Faserverlaufes. Basel 1940 (Neubearbeitung des Lehrbuchs von Emil Villiger).

Zur Entwicklungsgeschichte der Niere. In: Schweizerische Medizinische Wochenschrift 74 (1944). Nr. 15. S. 97–101.

Atlas cerebri humani. Der innere Aufbau des Gehirns, dargestellt auf Grund makroskopischer Präparate … Basel 1956 (mit Josef Klingler).

Biografisches

Zum 100. Geburtstag von Dr. med. J. M. Ludwig in Pontresina. In: Bündnerisches Monatsblatt. Juni/Juli 1947. S. 161–163.

Prof. H. K. Corning zum Gedächtnis. In: Schweizerische Medizinische Wochenschrift 81 (1951). Nr. 29. S. 709ff.

Professor H. K. Corning †. In: Bulletin der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften 7 (1951). S. 181–183.

Prof. Dr. med. Eugen Ludwig 1887–1971, Ordinarius für Anatomie in Basel 1929–1955. Memoiren. Erzählte Erfahrung. Alumni der Medizinischen Fakultät der Universität Basel. Bd. 1. Hg. von Luzius Ludwig, Michael J. Mihatsch und René Fröscher. Basel 2005.

Herausgeberschaft

His, Wilhelm der Ältere: Lebenserinnerungen und ausgewählte Schriften. Zusammengestellt und hg. von Eugen Ludwig. Bern 1965.

Literatur

Kurz, Hugo: Eugen Ludwig. In: Historisches Lexikon der Schweiz. URL: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/014458/2008-07-16/ (22.02.2024)

Plangger-Vavra, Maria: Die Anatomin Hedwig Frey (1877–1938). Erste Professorin der Universität Zürich. Zürich 1988 (Diss. med.). S. 19f., 56, 60.

Simon, Christian: An der Peripherie des nazifizierten deutschen Hochschulsystems. Zur Geschichte der Universität Basel 1933–1945. Basel 2022. S. 259, 279, 286, 290, 293, 705.

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