Anna Maria Wettstein-Falkner

15891647

Anna Maria Wettstein-Falkner war die Ehefrau des Riehener Obervogts und späteren Basler Bürgermeisters Johann Rudolf Wettstein. Als Gattin des oft abwesenden Obervogts musste sie in Riehen immer wieder nach dem Rechten sehen.

Tochter des Sebastian Falkner (Kartäuserschaffner) und der Justina, geborene Mieg. Heirat 1611 mit Johann Rudolf Wettstein. Neun Kinder.

Anna Maria Falkner wurde 1589 in Basel geboren. Ihre Familie gehörte damals zu den ältesten und einflussreichsten Basler Ratsgeschlechtern. Ihre Eltern gerieten jedoch in finanzielle Schwierigkeiten, was eine standesgemässe Verheiratung verunmöglichte. Am 18. Juli 1611 heiratete sie deshalb den fünf Jahre jüngeren Sohn eines Neubürgers, Johann Rudolf Wettstein. In der Literatur wird diese Ehe als ‹Vernunftheirat› bezeichnet. Das Ehepaar kaufte sich ein Haus an der Elisabethenstrasse, zog aber später an den Rheinsprung und zuletzt an den Münsterplatz. Es hatte insgesamt neun Kinder, wobei ein Sohn ein Jahr nach der Geburt verstarb und eine Tochter 16-jährig der Pest erlag. Bereits in den frühen Jahren ihrer Ehe kam es zwischen Anna Maria und Johann Rudolf Wettstein-Falkner zu Auseinandersetzungen, die durch Briefe dokumentiert sind. Die junge Familie hatte mit finanziellen Problemen zu kämpfen und Johann Rudolf Wettstein geriet in Konflikt mit der Familie Falkner. Deshalb verliess er 1616 die Familie und begab sich in venezianische Kriegsdienste. Von Italien aus ordnete er an, die ersten drei gemeinsamen Kinder zu verdingen und seine Frau zu ihrer Familie zurückzuschicken. Noch vor Ablauf des Jahres kehrte er aber mit einem Offizierspatent nach Basel zu seiner Familie zurück, nachdem seine Mutter die Schulden beglichen hatte.

Danach schlug Wettstein eine steile Ämterlaufbahn ein. Von 1626 bis 1635 bekleidete er das Amt des Obervogts von Riehen. Da er oft abwesend war, gab er seiner Ehefrau nicht nur die Anweisung, sich um die Familie zu kümmern, sondern auch in Riehen nach dem Rechten zu sehen. Um 1640 erwarb Wettstein das heutige Wettsteinhaus, einen Landsitz an der Baselstrasse 34 im Dorfkern Riehens, wo sich Anna Maria in der Folge gegen Ende ihres Lebens häufig aufhielt. Sie war auch Patin mehrerer Kinder in Riehen.

Anna Maria Wettstein-Falkner erlebte noch, wie ihr mittlerweile zum Bürgermeister aufgestiegener Ehemann Ende 1646 an die Friedensverhandlungen in Westfalen entsandt wurde. Nach schwerer Krankheit verstarb sie, bevor er aus Westfalen zurückkehrte.

Seit 2002 heisst das Verbindungsstück zwischen der Baselstrasse und dem südlichen Seiteneingang des Neuen Wettsteinhauses (Baselstrasse 30) Anna Maria Wettstein-Wegli.

Autorin / Autor: Lina Schmid | Zuletzt aktualisiert am 5.1.2023

Fakten

Anna Maria
Wettstein
Wettstein-Falkner
23.03.1589 in Basel
09.08.1647 in Basel
Basel

Jahrbuch Riehen

Literatur

Jahrbuch z’Rieche

Lehmann, Fritz: Aus der Geschichte des Wettsteinhauses zu Riehen. In: Jahrbuch z’Rieche 1972. S. 7–25.

Raith, Michael: Johann Rudolf Wettstein 1594–1666. Zum 400. Geburtstag am 27. Oktober 1994. In: Jahrbuch z’Rieche 1994. S. 5–12.

Weitere Literatur

Burghartz, Susanna: «Lauter Extremitäten und kein Drittes». Die Ehe von Johann Rudolf Wettstein und Anna Maria Falkner. In: Historisches Museum Basel (Hg.): Wettstein – die Schweiz und Europa 1648. Basel 1998. S. 98–105.

Hess, Stefan: Anna Maria Falkner, die Gattin von Johann Rudolf Wettstein. In: Kaspar, Albin et al.: Häuser in Riehen und ihre Bewohner. Heft III. Riehen 2017. S. 151f.

Müller, Christian Adolf: Johann Rudolf Wettstein und Riehen. In: Basler Stadtbuch 1959, S. 13–27.

Schachenmann, Caroline: Gelebtes Leben zwischen Riehen und Basel. Biografische Skizzen von Frauen aus fünf Jahrhunderten. In: Hess, Stefan (Hg.): Basel und Riehen. Eine gemeinsame Geschichte. Basel 2021. S. 123–137, hier S. 126–129.

Staehelin, Andreas: Das Ehepaar Anna Maria Falkner und Johann Rudolf Wettstein im Spiegel seiner Briefe. In: Wunder, Heide (Hg.): Eine Stadt der Frauen. Studien und Quellen zur Geschichte der Baslerinnen im späten Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit. Basel 1995. S. 241–253.

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