Diakonissenhaus

Oberdorfstrasse 20

Im barocken Landgut an der Oberdorfstrasse 20 nahmen die sozial-diakonischen Tätigkeiten und der wachsende Grundbesitz der Diakonissengemeinschaft Riehen ihren Anfang. Es wird heute als ‹Stammhaus› bezeichnet.

Auf ein mögliches Baujahr des hochbarocken, zweistöckigen Hauses mit Krüppelwalmdach an der Oberdorfstrasse 20 verweist die Jahreszahl 1635 über der Haustür.

Zwischen 1635 und 1852 war das Gebäude im Besitz der Familien von Niklaus Bischoff, Felix Platter und Peter Vischer. 1838 beherbergte das sogenannte Vischer’sche Landgut unter der Leitung des Pfarrers Johannes Hoch ein Knabeninternat.

1852 erwarb Christian Friedrich Spittler die Liegenschaft. Einen Teil des zum Kauf benötigten Betrags brachte Spittler selbst auf, den anderen, wesentlich grösseren Teil gewährte ihm Elisabeth Burckhardt-Vischer (Gründerin des Basler Kinderspitals) als zinsloses Darlehen.

Christian Friedrich Spittler war Anhänger der aus dem Pietismus erwachsenen, antimodernistischen Erweckungsbewegung und Gründer zahlreicher ‹missionarisch-diakonischer Reichgotteswerke›. Mit dem Ziel, Frauen zu einer christlich-barmherzigen Lebensführung auszubilden, eröffnete er am 19. Februar 1852 an der Oberdorfstrasse 20 die Diakonissengemeinschaft Riehen. Die Leitung der Diakonissenanstalt übernahm die Oberschwester Sr. Trinette Bindschedler .

Am 13. Oktober 1852 wurde in diesem Diakonissenhaus eine Krankenabteilung eingerichtet. Als diese 1871 an die Schützengasse 51 verlegt und zu einem Spital ausgebaut wurde, diente das Haus an der Oberdorfstrasse 20 wieder primär als Wohnraum für die Diakonissen.

1907 wurde das Spital an den Spitalweg 20 verlegt. Diesem Umzug folgte eine Rochade: Die Liegenschaft an der Schützengasse 51 wurde zum sogenannten Mutterhaus, wo die Diakonissen wohnten, und in das Haus an der Oberdorfstrasse 20 zogen die Feierabendschwestern, die altersbedingt vom aktiven Diakonissendienst zurückgetreten waren.

Heute bildet das Haus an der Oberdorfstrasse 20 gemeinsam mit dem Nachbarhaus an der Schützengasse 51, dem sogenannten ‹Feierabendhaus› am Spitalweg 9 und dem Geistlich-diakonischen Zentrum am Spitalweg 20 das Zentrum der Diakonissengemeinschaft.

Autorin / Autor: Luzia Knobel | Zuletzt aktualisiert am 2.1.2024

Fakten

Diakonissenhaus, Vischer’sches Landgut, Bischoff’sches Landgut, Stammhaus
Oberdorfstrasse 20
1635, (1591)
Unter Denkmalschutz

Jahrbuch Riehen

Literatur

Jahrbuch z’Rieche

Baumann, Christoph Peter: Das religiöse Riehen. In: Jahrbuch z’Rieche 2009. S. 8–17.

Hoch, Fritz: Diakonissenanstalt in Riehen. In: Jahrbuch z’Rieche 1963. S. 81–93.

Raith, Michael: Das Dorfspital in Riehen. In: Jahrbuch z’Rieche 1998. S. 12–25.

Schnyder, Arlette: Zeitlosigkeit und Moderne im Diakonissenhaus. In: Jahrbuch z’Rieche 2010. S. 28–39.

Weitere Literatur

Raith, Michael: Gemeindekunde Riehen. 2. überarbeitete und aktualisierte Aufl. Riehen 1988. S. 141, 148.

Schwab, Hans: Riehen seit 1825. Die Entwicklungs-Vorgänge der Siedlung, aufgestellt auf Grund des vom Technischen Arbeitsdienst Basel ausgearbeiteten Planmaterials. Basel 1935. S. 15.

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