Die romanische St. Martins-Kirche wurde vermutlich noch während ihrer Errichtung im 11. Jahrhundert mit einer Ringmauer und einem Graben umgeben. An die Schutz bietende Innenseite der Umfassungsmauer baute man im darauffolgenden Jahrhundert einen Scheunenkranz an. Etwa zur gleichen Zeit errichtete man im Innern der Anlage den Meierhof. Um 1540 wurde der südöstliche Teil zu einem Landgut, dem Klösterli, umgebaut. Der Platz zwischen Kirche und Mauer diente bis 1818 als Friedhof. Die gegen Süden gelegene Scheunenzeile mit Mauer wurde 1834 zusammen mit den beiden Kirchhoftoren abgerissen, um Raum für den Kirchplatz und ein Gemeindehaus zu schaffen.
Die historische Forschung zur Riehener Dorfkirche ging seit den späten 1960er-Jahren davon aus, dass es sich bei dem Gebäudekomplex um eine sogenannte Kirchenburg gehandelt habe. Die neuere Forschung hält dem entgegen, dass der Sakralbau keine Befestigungselemente wie Wehrgänge oder einen wehrturmartigen Glockenturm aufweise, die für eine Kirchenburg typisch sind. Da Ringmauer und Graben die einzigen grösseren Verteidigungsanlagen des Gebäudekomplexes waren, sei es treffender, von einem befestigten Kirchhof zu sprechen.
Autorin / Autor: Felix Steininger | Zuletzt aktualisiert am 2.1.2024
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