Gehörlosen- und Sprachheilschule Riehen (GSR)

Taubstummenanstalt

Die sogenannte Taubstummen-Anstalt Riehen, 1833 im Badischen gegründet, wurde 1838 nach Riehen verlegt. Hier blieb die spätere Gehörlosen- und Sprachheilschule Riehen (GSR) während beinahe 180 Jahren bis zu ihrem Umzug nach Aesch (BL) 2017.

Gründer der Taubstummen-Anstalt war der Sekretär der Basler Christentumsgesellschaft Christian Friedrich Spittler. Ab 1838 befand sie sich im Zäslin’schen Landgut in Riehen und bot 17 Schülerinnen und Schülern ein Zuhause. 1839 nahm der erste Inspektor, Wilhelm Daniel Arnold, seine Arbeit auf: Seine Lehrmethode, die den gehörlosen Kindern das sogenannte lautierende Sprechen ermöglichte, wurde von Pädagogen in ganz Europa übernommen. Das Lautieren war im Gegensatz zur Gebärdensprache keine eigene Sprache, sondern baute auf der Lautsprache auf. Um 1930 hatte sich diese Methode in der Pädagogik für Hörbehinderte durchgesetzt.

Zu dieser Zeit geriet die Taubstummen-Anstalt allerdings in finanzielle Schieflage. Sie verkaufte 1933 das Gebäude an die Einwohnergemeinde und bezog 1940 einen von Bund und Kanton subventionierten Neubau an der Inzlingerstrasse.

1943 wurden eine Sprachheilabteilung eingerichtet und ein Namenswechsel vollzogen. Die Anstalt hiess fortan Taubstummenanstalt und Schule für Sprachgebrechliche, ab 1964 dann Taubstummen- und Sprachheilschule Riehen. 1982 erfolgte die Umbenennung in Gehörlosen- und Sprachheilschule Riehen (GSR).

Gleichzeitig entwickelten sich die pädagogischen Methoden und die technischen Möglichkeiten sehr stark. 1994 bot die GSR beispielsweise in Zusammenarbeit mit dem Kantonsspital Basel eine Beratungsstelle für Cochlea-Implantate an.

Ende der 1990er-Jahre wurde das Internatsangebot der Schule aufgehoben. Das schulische Angebot blieb erhalten, zudem wurden Aussenstandorte in der Region eröffnet. Die GSR wurde zur Beratungsstelle und Durchgangsschule für Kinder und Jugendliche mit einer Kommunikationsstörung als Folge einer Hörbeeinträchtigung.

2017 verliess die GSR Riehen nach fast 180 Jahren. Das neue Fachzentrum für Gehör, Sprache und Kommunikation wurde in Aesch eröffnet und umfasst einen Audiopädagogischen Dienst, eine Sprachheilschule sowie ein Autismuszentrum.

Autorin / Autor: Nils Widmer | Zuletzt aktualisiert am 18.3.2024

Fakten

Taubstummenanstalt (1838–1943), Taubstummenanstalt und Schule für Sprachgebrechliche (1943–1964), Taubstummen- und Sprachheilschule Riehen (1964–1982)
1838, in Riehen
2017, Wegzug

Artikel

Jahrbuch Riehen

Literatur

Jahrbuch z’Rieche

Kaufmann, Brigitta: Reden sollten sie, nicht gebärden. In: Jahrbuch z’Rieche 2005. S. 24–33.

Pachlatko, Erwin: Die Taubstummenanstalt in Riehen. In: Jahrbuch z’Rieche 1962. S. 15–24.

 

Weitere Literatur

Geschichte. In: GSR. Zentrum für Gehör, Sprache und Kommunikation. URL: https://www.gsr.ch/ueber-uns/geschichte.html (22.12.2020).

Hesse, Rebecca: «Die Tauben macht er hörend und die Sprachlosen redend». Wilhelm Daniel Arnold und die Verbannung der Gebärden aus der Taubstummenanstalt in Riehen. Masterarbeit Universität Basel 2015/16.

Heusser, Hans: Ein Jahrhundert Taubstummen-Anstalt Riehen 1839–1939. Basel 1939.

Kaiser, Eberhard: 1839–1989. Zum 150. Geburtstag der Gehörlosenschule Riehen. Riehen 1989.

Rudin, Florian: Ein institutioneller Blick auf die Einführung der IV: Die ehemalige Taubstummenanstalt Riehen – Wandel im Zeichen von Kontinuität 1925–1970. Masterarbeit Universität Basel, 2017.

Schnyder, Arlette: Bildungswandel. In: Schnyder, Arlette et al.: Riehen – ein Portrait. Basel 2010. S. 300–325, hier S. 319–321.

 

Links

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