Kommunistische Partei Riehen

Die Kommunistische Partei der Schweiz, eine Abspaltung der Sozialdemokratischen Partei, bestand von 1921 bis 1940. In Riehen nahm sie von 1924 bis 1940 mit einem oder zwei Vertretern im Gemeindeparlament Einsitz. Prominentestes Riehener Parteimitglied war der kantonale Gewerbeinspektor Walter Strub, der zeitweise auch dem Grossen Rat des Kantons angehörte.

Parteigründung

Die Kommunistische Partei (KP) der Schweiz ging 1921 als Abspaltung des linken Flügels der Sozialdemokratischen Partei (SP) hervor, nachdem diese 1919 und 1920 den Beitritt zur Kommunistischen Internationalen (Komintern) abgelehnt hatte.

Beteiligung an den Gemeindewahlen in Riehen

In Riehen beteiligte sich die Ortsgruppe der KP im Oktober 1924 an den Wahlen für den neu geschaffenen Weiteren Gemeinderat und ging dabei eine Listenverbindung mit der SP ein. Dabei erreichte sie fünf Prozent der Wählerstimmen und konnte damit einen Sitz im dreissigköpfigen Gemeindeparlament erringen. Vertreten wurde die Partei durch den kantonalen Gewerbeinspektor Walter Strub, der bereits von 1914 bis 1923 dem Grossen Rat des Kantons Basel-Stadt angehört hatte, zuerst als Mitglied der SP und ab 1921 als Vertreter der von ihm mitgegründeten KP.

Im Vorfeld der Gemeindewahlen vom Herbst 1927 richtete das kantonale Parteiorgan, der ‹Basler Vorwärts›, wie schon 1924 eine Kampagne gegen den Gemeindepräsidenten Otto Wenk, der aus Riehen einen «Naturschutzpark für die Dickbäuchigen und Bessergewandeten» mache. Bei den Wahlen konnte die KP, die wiederum eine Listenverbindung mit der SP eingegangen war, ihren Wähleranteil auf acht Prozent steigern, was ihr einen zweiten Sitz im Weiteren Gemeinderat einbrachte.

Lancierung der Eingemeindungsinitiative

Im gleichen Jahr lancierte die Kantonalpartei eine Initiative, welche die Eingemeindung Riehens in die Stadt Basel verlangte. In der im Mai 1928 darüber durchgeführten Volksabstimmung sprachen sich insgesamt 47 Prozent der Stimmbürger, in Riehen immerhin 41 Prozent, für die Vorlage aus.

Allmählicher Niedergang

In der Folge verlor jedoch die KP in Riehen, wo ihr Wähleranteil verglichen mit der Stadt Basel ohnehin relativ gering war, stetig an Bedeutung. Bei den Gemeindewahlen von 1930 erhielt sie nur noch sechs Prozent der Wählerstimmen, konnte aber zwei Sitze im Weiteren Gemeinderat halten. Drei Jahre später ging der Wähleranteil auf vier Prozent zurück, was den Verlust des zweiten Sitzes im Gemeindeparlament bedeutete. Die Wahlen von 1936, für die sich die KP im Gegensatz zu 1930 und 1933 mit der SP zu einer Listenverbindung zusammengeschlossen hatte, brachten das gleiche Resultat. Zwei Jahre später konnte die KP von Riehen einen letzten Erfolg verbuchen: Walter Strub, der auch im Gemeindeparlament von Riehen Einsitz nahm, wurde in den Grossen Rat und dort zum Statthalter (Vizepräsident) gewählt, doch verstarb er wenig später nach kurzer Krankheit.

Verbot der Partei

Im Frühling 1940 verzichtete die KP auf eine Beteiligung an den Gemeindewahlen, nachdem der Hitler-Stalin-Pakt im August 1939 und die sowjetische Invasion in Finnland im Winter 1940 der Partei viel Sympathien gekostet hatten. Im November 1940 verbot der Schweizerische Bundesrat im ganzen Land die Kommunistische Partei, der er bereits drei Monate zuvor jegliche Aktivitäten untersagt hatte. 1944 sammelten sich die Parteianhänger in der neugegründeten Partei der Arbeit.

Autorin / Autor: Stefan Hess | Zuletzt aktualisiert am 30.6.2024

Fakten

KP
1921, Gründung der Kantonalpartei
1940, Bundesrätliches Verbot

Artikel

Jahrbuch z’Rieche

Literatur

Jahrbuch z’Rieche

Raith, Michael: Aus der Geschichte des Gemeinderates von Riehen. In: Jahrbuch z’Rieche 1969. S. 45–85, hier S. 72–74.

Raith, Michael: Zweihundert Jahre gelebte Demokratie. In: Jahrbuch z’Rieche 1999. S. 4–37, hier S. 25, 28, 30f.

Zinkernagel, Robert: 50 Jahre Weiterer Gemeinderat der Einwohnergemeinde Riehen. In: Jahrbuch z’Rieche 1974. S. 45–80, hier S. 52f. und Tab. 1 und 5.

Weitere Literatur

Gerster, Willi: Die Basler Arbeiterbewegung zur Zeit der Totalkonfrontation zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten (1927–1932) (Von der Einheitsfrontpolitik zur Sozialfaschismustheorie). Basel 1980 (Diss. Basel).

Huber, Peter: Kommunisten und Sozialdemokraten in der Schweiz 1918–1935. Der Streit um die Einheitsfront in der Zürcher und Basler Arbeiterschaft. Zürich 1986 (Diss. Zürich).

Koellreuter, Isabel: Herrschaft und Gemeinschaft. In: Schnyder, Arlette et al.: Riehen – ein Portrait. Basel 2010. S. 40–71, hier S. 53, 55f.

Raith, Michael: Kleine Geschichte der Riehener Parteien. In: Riehener Zeitung, 15.03.1974.

Rauber, André: Formierter Widerstand. Geschichte der kommunistischen Bewegung in der Schweiz 1944–1991. Zürich 2003. S. 19–102.

Studer, Brigitte: Kommunistische Partei (KP). In: Historisches Lexikon der Schweiz. URL: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/040168/2010-05-20/ (29.12.2023).

Vögelin, Hans Adolf: Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart (1798–1970). In: Bruckner, Albert et al.: Riehen – Geschichte eines Dorfes. Riehen 1972. S. 319–410, hier S. 350f., 354.

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