Im August 1908 konnte die erste Teilstrecke der Tramverbindung nach Riehen eingeweiht werden. Seither hat sich das Riehener Tram zu einer zentralen Strecke des Basler Tramnetzes entwickelt.
Ende des 19. Jahrhunderts fuhren in der Stadt Basel die ersten elektrischen Tramwagen, um die Aussenquartiere mit der Innenstadt zu verbinden. Für Riehen war vorerst keine solche Verbindung vorgesehen – sehr zum Bedauern der Riehener Bevölkerung.
Der Riehener Gemeindepräsident Heinrich Weissenberger beantragte 1899 im Basler Grossen Rat, eine Tramlinie Basel–Riehen zu prüfen. Seiner Forderung verlieh er mit einer Petition Nachdruck, in der 2850 Unterzeichner dieses Anliegen unterstützten. Riehen erhoffte sich von der Tramlinie die Erschliessung eines neuen Siedlungsgebiets im Süden der Gemeinde. Die Diskussion um die Tramverbindung führte unter anderem zur Gründung des Verkehrsvereins Riehen.
Die Verantwortlichen des Kantons argumentierten 1902, eine Tramverbindung nach Riehen sei nicht dringend, biete doch die Wiesentalbahn bereits eine gute Verbindung. Daraufhin versuchte Riehen zwei Mal vergeblich, die Tramlinie mit einer Privatgesellschaft zu realisieren. Danach bot die Gemeinde 1904 an, sich am für den Bau nötigen Landerwerb zu beteiligen und Allmend unentgeltlich zur Verfügung zu stellen. 1905 beschloss der Grosse Rat das Bauvorhaben. Anfang 1908 erfolgte der erste Spatenstich.
Im August 1908 verkehrte bereits das erste Tram mit der Nummer 7 zwischen dem alten Badischen Bahnhof an der Kreuzung Riehenstrasse–Isteinerstrasse und der Riehener Dorfkirche. Vor der Kirche wurden zum Manövrieren der Tramzüge drei Gleise angelegt.
1913 wurde der Badische Bahnhof weiter stadtauswärts an die Schwarzwaldallee verlegt, was eine leichte Korrektur der Tramlinie mit sich brachte. 1914 verlängerte man die Strecke auf Riehener Boden bis an die Grenze vor Lörrach und in der entgegengesetzten Richtung bis Allschwil. Die Linie 7 wurde zur heutigen Linie 6.
1919 konnte die Weiterführung der Tramlinie bis ins Zentrum von Lörrach eingeweiht werden, wobei man an der Grenze umsteigen musste. Ab 1926 fuhr die Linie dann durchgehend von Allschwil bis Lörrach. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 wurde die Verlängerung nach Lörrach wieder eingestellt. Nach dem Krieg nahm die Stadt Lörrach die Linie auf ihrem Boden wieder in Betrieb. An der Grenze musste man erneut umsteigen. 1967 wurde der Lörracher Teil der Linie eingestellt und durch eine Buslinie ersetzt. Seit 2018 wird die Tramverlängerung Richtung Lörrach wieder diskutiert.
1979 fuhr erstmals eine zweite Tramlinie bis nach Riehen. Die Linie 2 wurde in den Stosszeiten über ihre eigentliche Endstation ‹Eglisee› hinaus bis nach Riehen verlängert. Diese zeitweise Verlängerung wurde seither mehrfach eingestellt und später wieder neu aufgenommen.
Autorin / Autor: Nils Widmer | Zuletzt aktualisiert am 30.6.2024
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